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Liebe Gemeinde, liebe Schwestern
und Brüder,
Jakobus schrieb seinen Gemeindebrief, um die Sehnsucht und Hoffnung auf Jesus wachzuhalten. Die Gemeinde war damals keine Gegenwelt mehr, man hatte sich in das gesellschaftliche Leben eingefügt. Intern redete man schlecht übereinander, längst waren weltliche Maßstäbe auch in die Gemeinde eingezogen. Reich war gut, arm war schlecht. Man meinte, sein Leben größtenteils im Griff zu haben und Gott nur für Notfälle zu brauchen. Das Gebet von Herzen war längst nicht mehr selbstverständlich. Hier setzte Jakobus mit seinem Brief ein Stopp-Zeichen. Er zeigte den Horizont auf. Jesus kommt wieder, darauf sollte sich die Gemeinde vorbereiten. Es war nicht egal, wie einzelne ihr Leben gestalteten. Sie sollten so leben, dass Jesus nicht den Kopf über sie schütteln musste. Jakobus machte keine Angst vor dem Richter Gott, sondern warb darum, Jesus mit dem ganzen Lebensvollzug zu entsprechen. Er legte ihnen ans Herz, trotz des Ausbleibens Jesu Geduld zu haben und diese Geduld aktiv zu gestalten. Jakobus 5,7-11 Dreifach wirbt Jakobus um Geduld, die sich auf dem schmalen Grat zwischen Nichtstun und Die-Zukunft-selbst-in-die-Hand-Nehmen bewegt. Die Geduld des Bauern: Sorgen abgeben Geduld im Advent bedeutet für uns folglich, dass wir die Sorge um unser Leben und unsere Themen in Gottes Hand legen. „Wie wird es werden?“, „Schaffe ich das Projekt?“, „Was ist, wenn“, so sind die typischen Sorgen-Fragen, die uns Tag und Nacht umtreiben. Und meistens haben wir diese Dinge nicht in der Hand, lassen uns aber gefangen nehmen von dem Anspruch, wir müssten das Wasser auf unsere Projekte regnen lassen, damit sie gedeihen. Sorge in Gottes Hand zu legen, bedeutet, dass wir frei werden für die Aufgaben, die in unsere Möglichkeiten fallen. Erde bearbeiten und Unkraut rupfen, das können wir tun. Reifen ist Gottes Sache, sonst geht es uns mit unseren Projekten wie mit den Wintertomaten, die zwar äußerlich perfekt aussehen, aber nach Papier schmecken, weil ihnen die Sonne fehlt. Wenn ich das Morgen nicht in der Hand habe, bleibt mir viel mehr Kraft für das Heute, so als wäre es der letzte Tag. Ich kann erfüllt meine Energien in diesen Tag legen, kann ihn versöhnt und aufgeräumt beschließen und mich über die vielleicht einzige Blume am Wegabschnitt des Tages freuen. Und für morgen sorgt der Herr. Die Geduld der Propheten: Mut Mut in der Adventszeit bedeutet, mit dem Kommen Jesu in diese Welt zu rechnen, sie nicht ins Reich der Fabeln zu verbannen. Wenn Jesus wirklich wiederkommt, geht es jetzt darum, sein Licht weiterzugeben, vom Glauben zu erzählen, Hoffnung und Zuversicht weiterzugeben und einfach dazu zu ermutigen, die Türen und Fenster offen zu halten, dass Jesus ins Leben kommen kann. Wir können mit diesem Licht auch in unsere manchmal schweren Lebenstage gehen und mutig bekennen: Nichts kann uns scheiden von der Liebe Gottes. Mut brauchen wir auch in herausfordernden Lebenslagen, wenn wir uns vorkommen, als würden wir mit Petrus damals auf dem Wasser laufen. Die Wellen können so hoch schlagen, dass wir Jesus dabei aus der Sicht verlieren, aber er wird uns halten und nicht untergehen lassen, wie er es bei Petrus tat. Mut ist in der Begegnung mit unseren Mitmenschen nötig. Mutig können wir zu unseren eigenen, von Jesus geprägten Werten stehen, müssen uns nicht verbiegen, dürfen mit Jesu Rückendeckung ehrlich sein. Die Geduld der Gemeinde: Zusammenhalt Was den Zusammenhalt stört:
In einem letzten Abschnitt führt Jakobus das Gebet an, nicht als Anhängsel, sondern als Höhepunkt – wenigstens das sollten sich die Gemeindeleute, denen dieser Brief vorgelesen wurde, merken. Für Kranke sollten sie beteten, füreinander und miteinander gemeinsam um Gebetserhörung ringen. Überhaupt wird deutlich, wie wichtig Jakobus die Gebetsgemeinschaft ist. Und wir – praktizieren wir sie selbstverständlich, oder sollten wir sie einüben als die Äußerung unseres gemeinsamen Einstehens vor Gott? Diese wenigen Punkte, die Jakobus aufführt, helfen schon, den Zusammenhalt zu stärken und so geduldig der Ankunft Jesu entgegenzusehen. Wir brauchen Geduld, wenn wir auf Jesus warten. Wir können sein Kommen nicht herbeizwingen. Aber wir sitzen auch nicht einfach auf der Couch und ergehen uns im seligen Nichtstun. Stattdessen gestalten wir unseren Alltag tatkräftig und rechnen doch mit Gott:
Cornelia
Trick
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