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Zacharias:
So, da habe ich wieder einmal Dienst im Tempel. Das ist ja schön. Ich freue mich jedesmal darauf. Es ist doch gut so, dass ich zur Klasse der Priester gehöre. Ich bin so gerne im Tempel. Dort wo das Volk zurückbleiben muss da dürfen wir weiter, ganz dicht an Gott heran. Wenn wir doch nur ein Kind hätten, dann wäre ich wohl der glücklichste Mensch auf der Welt. Aber wir sind beide schon alt. Elisabeth und ich. Heute darf ich ein Rauchopfer vor den Herrn bringen. Das sind mir die liebsten Opfer. Es duftet angenehm, und das Volk kann draußen etwas sehen. Mir ist eigentlich unbegreiflich, warum sonst immer soviel Blut fließen muss. Gott könnte doch eine Lösung finden, dass wir nicht soviele Tiere töten müssen... Seufzt. Na dann mache ich mich mal an die Arbeit. Schluss mit den persönlichen Gedanken, jetzt ist die Zeit, Gott zu dienen. Der Priester Zacharias ist vorne angekommen und macht sich an einer Schale zu schaffen, in der Kohlestückchen liegen. Er bläst in die Glut und heizt etwas nach. Er steht mit dem Rücken zur Gemeinde. Dann schüttet er eine Flüssigkeit in das Feuer, es dampft und zischt. Gabriel:
Zacharias:
Der Priester erschrickt und weicht vom Altar einen Schritt zurück, er hebt die Hände vor das Gesicht und dreht sich ein wenig zur Seite, sodass die Gemeinde sein Profil sieht. Ich glaube, ich sehe einen Engel. Ich will mal durch meine Hände blicken um zu sehen, ob ich mich nicht täusche ... Der Priester blinzelt durch die Hände und erschrickt noch einmal. Herr - Ein Engel! Gabriel:
Fürchte Dich nicht. Zacharias:
Gabriel:
Zacharias! Dein Gebet ist erhört worden. Deine Frau Elisabeth wird dir einen Sohn gebären. Dein Sohn wird groß sein vor dem Herrn. Schon im Mutterleib wird er vom heiligen Geist erfüllt sein. Er wird ein Rufer in der Wüste sein, und die Menschen werden auf ihn hören und Buße tun. Er wird den Weg bereiten für den Messias. Durch seine Predigten werden die Menschen vorbereitet sein, wenn der Messias kommt. Der Engel nimmt die Hände herunter. Zacharias:
Gabriel:
Und weil Du mir nicht geglaubt hast, sollst Du stumm sein und nicht mehr reden können, bis dies alles in Erfüllung geht. Der Engel geht zum Altar nimmt ein Stück Kohle und drückt es dem Zacharias auf die Lippen, legt die Kohle zurück und geht den Mittelgang zügig zurück. Zacharias:
Sprecher:
Er wich also vom Altar zurück, und trat an die Stelle, wo er zu stehen hatte. Er hob die Hände, wie es sich gehörte, zum Himmel und legte den Kopf in den Nacken. Kurz betete er inständig zu Gott, er möge ihm die Stimme wiedergeben. Irgendwie wollte er sich nicht blamieren vor dem Volk. Aber es half nichts, die Stimme blieb aus. So sprach er das Gebet nur leise für sich. Er wollte jetzt nicht auch noch das Opfer, das er ja für das Volk gegeben hatte, wegen seiner Privatangelegenheiten verpatzen. Er dachte sich, Gott würde es schon hören und war ganz bei seiner Sache. Im Volk aber wurde es unruhig. Erst dauerte die Opferzeremonie im Tempel so lange. Dann dachte man, es war ein kleiner Patzer, aber langsam wurde es klar, dass die Liturgie gar nicht mehr stimmte. Einige sprachen den bekannten Text gedanklich selbst, denn es hätte ihnen etwas gefehlt. Hätten Sie gewusst, was der Engel zu Zacharias gesagt hatte, dann hätten sie merken können, dass hier etwas ganz Neues anfing, das sich einmal dorthin entwickeln würde, dass jeder Mensch zu Gott reden konnte - ganz ohne Priester. Aber dahin war noch ein weiter Weg. Erst musste sich das Wort des Engels erfüllen, erst musste Johannes der Täufer als Sohn von Elisabeth und Zacharias auf die Welt kommen. Erst musste der Weg für Jesus freigemacht werden, damit Jesus all das, was hier seinen Anfang nahm, dann auch für die Menschen vollenden konnte. Zacharias aber ging nach
seinem Dienst nach Hause zu Elisabeth.
Liebe Gemeinde, liebe Freunde,
Sie klammerten sich an die Verheißungen durch die Propheten, dass einer kommen wird von jenseits des hohen Berges. Er wird sein wie Elia und den Berg so abtragen, dass das Volk sich auf den Weg in die Zukunft machen kann. Dieser Bote wird sie abholen aus ihrer Finsternis und sie zum Licht bringen. Heute schauen wir zurück
auf diese Zeit. Der Bote ist gekommen. Johannes der Täufer ebnete
den Weg zu Jesus, dem angekündigten Retter von Gott. Dieses Ereignis
will in unserem eigenen Leben nachbuchstabiert werden. In das Dunkel und
Bedrückende unseres Alltags, das sich wie ein großer Berg auftun
kann, kommt das Licht von jenseits des Berges. Es gibt keinen direkten
Weg aus dem Alltagsdunkel ins helle Weihnachtsfest. Wir brauchen jemand,
der uns an die Hand nimmt und zum Weihnachtsfest bringt. Wir sollten uns
vorbereiten (lassen), um nicht einfach ins Weihnachtsfest hinein zu stolpern.
So kann Weihnachten in uns, in mir werden, das das Dunkel meines Lebens
erhellt.
Zacharias und Elisabeth Trotz dieser in die Zukunft weisenden Namen sind die beiden kinderlos. Der Ast am Stamm des Priestergeschlechts scheint auszusterben, Elisabeth ist inzwischen zu alt, um noch auf ein Kind zu hoffen. Doch es ist nicht menschliches Vermögen, das Gottes Wege aufschließt. Gott selbst ebnet die Bahn. Gott selbst baut den großen Berg ab, der zwischen Verheißung und Erfüllung steht. Gott selbst bewirkt einen neuen Anfang, indem er das Gebet dieses einen Priesterehepaars erhört und aus dem schon abgestorben geglaubten Ast einen neuen Spross wachsen lässt. Es ist nicht menschliches Können, das den Berg erklimmen lässt. Es ist Gottes Tat, der den Berg eben macht und aus tot Geglaubtem neues Leben schafft. Zacharias gehörte zu einer von 24 Priesterklassen. Seine Klasse hatte wie alle anderen zweimal im Jahr für acht Tage Dienst am Heiligtum zu verrichten. Während er in den Tempel ging, um ein Rauchopfer mit Weihrauch darzubringen, betete das Volk vor dem Tempel, um durch das Opfer die Gegenwart Gottes erfahren zu können. Das Opfer diente als Vorbereitung, sich Gott zu öffnen und ihn unmittelbar zu erfahren. Diesen Moment der größtmöglichen Nähe zwischen Gott und Mensch nach dem damaligen Verständnis nutzte Gott und begegnete Zacharias durch seinen Engel. Er erfüllte damit die Verheißung, die der Prophet Maleachi 300 Jahre zuvor gegeben hatte. Gott sprach zu Zacharias im Tempel. Er gab ihm eine dreifache Botschaft:
Der Unglaube zieht Stummheit nach sich. Gottes Wort ist kein Diskussionsgegenstand. Zacharias ist dazu bestimmt, über Gottes Worte nachzusinnen, ohne sie zu zerreden. Zacharias soll warten und hören lernen. Die wartende Menschenmenge spürt, dass etwas Neues beginnt. Die Verzögerung beim Tempeldienst, der sprachlose Priester sind deutliche Zeichen, dass in die verkrusteten Strukturen und lauen Hoffnungen Bewegung gekommen ist. Die Menschen wissen noch nicht, was sich zugetragen hat. Sie werden vorbereitet, dass bald aus der Familie des Zacharias der Bote für Gottes Retter kommen wird. Die Reaktion der Elisabeth auf Gottes Eingreifen kennen wir nur in ihren Auswirkungen. Elisabeth dankt Gott für sein Ansehen. Sie erfährt Gottes Zuwendung und weiß sich in Gottes Mission mitgenommen. Sie dankt nicht für das Kind, das ihr nun neuen Lebenssinn geben wird, sondern sie dankt, dass Gott sich ihr zuwendet. Damit spricht sie für das Volk Gottes, das mit Johannes dem Täufer erfahren soll, dass Gott gnädig ist und sich der Menschen in Finsternis annimmt. Johannes Johannes wird vom Volk Israel viele zu dem Herrn, ihrem Gott, bekehren. Und er wird vor ihm hergehen im Geist und in der Kraft Elias, zu bekehren die Herzen der Väter zu den Kindern und die Ungehorsamen zu der Klugheit der Gerechten, zuzurichten dem Herrn ein Volk, das wohl vorbereitet ist. (Lukas 1,16-17) Schon sein Name ist Hinweis auf seine Aufgaben. "Gott ist gnädig" - zu den alten Eltern, zu seinem Volk Israel, zu allen Menschen, die Gottes Liebe durch Jesus Christus kennen lernen werden. Die Botschaft, die Johannes zu bringen hat, lautet: "Kehrt um zu Gott und kehrt um zu euren Nächsten!" Programm Johannes wird vom nahen Zorngericht reden. Er ist geprägt von der Erwartung, dass das Ende der Welt und Gottes Gerichtstag bald kommen werden. Die Axt ist den Bäumen schon an die Wurzel gelegt, denn es befindet sich keine Frucht an den Bäumen. 2 Bußruf
3 Taufe
4 Der Kommende
Johannes wird noch erwartet, und doch wird schon in diesen wenigen Pinselstrichen der Engelbotschaft deutlich, dass Gott mit Johannes ein neues Kapitel der Geschichte des Heils aufschlägt. Auch wenn wir auf diese Geschehnisse zurück schauen, verlieren sie nichts von ihrer Bedeutung für uns heute. Wie Johannes damals den Weg für Jesu Kommen bereitet hat, so bereitet er uns heute den Weg zum Weihnachtsfest. Was ist seine Botschaft heute? Johannes im Advent 2006 Ein Berg kann sein, dass wir uns nur mit Unlust in Gottes Gegenwart stellen, nichts von diesen Momenten der Begegnung erwarten, unser geistliches Ritual absolvieren, aber ohne Hoffnung, dass in unserem Leben etwas geschieht. Ein anderer Berg könnte sein, dass wir uns im Alltag mit Sünden eingerichtet haben, von denen wir genau wissen, dass sie uns von Gott trennen. Sei es, dass wir Verletzungen zufügen, ohne uns verantwortlich für die Konsequenzen zu fühlen, sei es dass wir gegen Gottes Willen uns in Situationen begeben, die uns schaden und kaputt machen. Vielleicht heißt unser Berg aber auch Kleinglaube. Wir stehen da wie Zacharias im Tempel, wir beten für das, was uns wirklich wichtig ist, aber wir zweifeln daran, dass Gott wirklich uns anschaut. Wir denken so klein von uns, dass wir Gottes Liebe zu uns damit beleidigen. Vielleicht trennt uns aber auch mangelnde Demut von Gott, dass wir uns größer sehen, als wir sind, jeder Kritik aus dem Weg gehen und selbstverliebt unserem Spiegelbild folgen. Haben wir mit Gottes Hilfe erkannt, wie sich unser Berg tarnt, so will uns Johannes ermutigen, das Taufversprechen ernst zu nehmen und anzunehmen. Jesus will neu mit uns anfangen, uns vergeben und uns auf die Spur des Lebens setzen. Umkehr zum Nächsten folgt aus dieser neuen Nähe zu Jesus Christus. Johannes kehrte das Herz der Eltern zu ihren Kindern. Ungewöhnlich ist diese Reihenfolge für die Zeit damals. Doch Johannes zeigt über sich hinaus auf die Welt jenseits aller Berge. Im Geist Jesu werden die für die Endzeit angekündigten zerrütteten Familienverhältnisse geheilt. Eltern und Kinder werden zueinander kommen. Als Vorbereitung darauf werden die Eltern ermutigt, den ersten Schritt auf ihre Kinder zu tun und um Vergebung zu bitten. Sollte das nur für Eltern und Kinder gelten? Oder nicht auch für alle zwischenmenschlichen Beziehungen, in denen es oben und unten gibt, oder in denen wir von anderen erwarten, dass sie den ersten Schritt tun? Ist die Adventszeit in besonderer Weise Versöhnungszeit, schon jetzt im Geiste Jesu und mit seiner Kraft, um den Kommenden im Frieden und mit versöhntem Herzen zu erwarten? Aber auch die Ungerechten werden ihre Herzen zu den Gerechten kehren. Die Gerechten sind hier als die verstanden, die zur Gemeinde Gottes gehören. Die Einladung ergeht an uns: Öffnet im Advent die Türen und ladet die ein, deren Herzen Gott zu sich kehren will. Werdet wie Johannes Wegbereiter für Jesu Ankunft hier und heute. Johannes lädt uns ein zum Aufräumen, dass wir vorbereitet sind, wenn der Herr kommt und wiederkommt. Für Zacharias und Elisabeth bestand die Vorbereitung in der Stille, im Rückzug, im Hören auf Gott. Kann das auch eine Anleitung für unsere Adventszeit werden, dass wir unser Reden darauf prüfen, ob es weiter hilft und Licht bringt? Und besonders werden wir ermutigt, Stille auszuhalten, um umzukehren, um neue Erfahrungen mit Gott zu sammeln, um über Verheißungsworte der Bibel nachzusinnen und dafür zu beten, dass sie erfüllt werden. Zacharias und Elisabeth
laden uns heute zu sich nach Hause ein, um uns mit auf den Weg zu geben:
Lukas 1,68
(Lobgesang
des Zacharias)
Cornelia
Trick
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