Bitte anklopfen!
Familiengottesdienst mit Taufe am 16.05.2004

Liebe Gemeinde, liebe Kinder,
die Leute, die mit Jesus zusammen waren, fragten ihn immer wieder, wie sie mit Gott in Kontakt kommen konnten. Sie fragten praktisch nach Gottes Telefonnummer. Jesus erzählte ihnen eine Beispielgeschichte. Die sollte ihnen helfen, Gott besser kennen zu lernen.

Lukas 11,5-13

Jesus sagte zu seinen Jüngern: "Stellt euch vor, einer von euch geht mitten in der Nacht zu seinem Freund und bittet ihn: 'Lieber Freund, leih mir doch drei Brote! Ich habe gerade Besuch von auswärts bekommen und kann ihm nichts anbieten.'
Würde da der Freund im Haus wohl rufen: 'Lass mich in Ruhe! Die Tür ist schon zugeschlossen, und meine Kinder liegen bei mir im Bett. Ich kann nicht aufstehen und dir etwas geben'? Ich sage euch, wenn er auch nicht gerade aus Freundschaft aufsteht und es ihm gibt, so wird er es doch wegen der Unverschämtheit jenes Menschen tun und ihm alles geben, was er braucht. Deshalb sage ich euch: Bittet, und ihr werdet bekommen! Sucht, und ihr werdet finden! Klopft an, und es wird euch geöffnet! Denn wer bittet, der bekommt; wer sucht, der findet; und wer anklopft, dem wird geöffnet.
Ist unter euch ein Vater, der seinem Kind eine Schlange geben würde, wenn es um einen Fisch bittet? Oder einen Skorpion, wenn es um ein Ei bittet? So schlecht ihr auch seid, ihr wisst doch, was euren Kindern gut tut, und gebt es ihnen. Wieviel mehr wird der Vater im Himmel denen den Heiligen Geist geben, die ihn darum bitten."

Wo würden wir anklopfen?

Wenn es uns so gehen würde wie dem Freund, der nachts überraschend Besuch bekommt, wo würden wir anklopfen? Ich kenne ein paar wenige Leute, bei denen ich mich das trauen würde. Sie helfen gerne, haben selbst viel Besuch und kennen überraschende Situationen wie diese. Ihre Tiefkühltruhen und Vorratsschränke sind meistens gut gefüllt. Zu ihnen dürfte ich auch nachts kommen, obwohl sie sicher nicht begeistert davon wären.

Aber es gibt Probleme, da würde es noch nicht mal helfen, sie aus dem Bett zu klingeln. Ihre Vorratsschränke enthalten Brot, aber keine Antworten auf alle Fragen des Lebens. Deshalb bin ich sehr froh, dass ich Gott kenne. Denn er ist der Freund, der immer da ist, der mich auch nachts hört, wenn ich mit schwierigen Fragen zu ihm komme.

Jesus erzählte das Gleichnis vom bittenden Freund, weil er uns alle einladen wollte, es auszuprobieren: Anklopfen beim Freundmitten in der Nacht können wir bei Gott anklopfen, er öffnet und hilft uns weiter. Er ist bestimmt da. 

Jetzt werdet ihr vielleicht sagen, "schön, dass wir bei Gott anklopfen können, aber wie geht das denn? Hat der eine Haustür? Und wo ist die?" Bei Gott anzuklopfen, ist viel einfacher, als eine bestimmte Haustür zu suchen, hinter der Gott wohnt. Wir können jetzt sagen: "Lieber Gott, ich möchte mit dir über die Schule reden oder über einen Menschen, mit dem ich Krach habe oder über meine Eltern, die sich nicht mehr verstehen. Und Gott wird uns zuhören.

Manchmal ist es auch einfacher, diese schwierigen Fragen, die uns belasten, aufzuschreiben. Dann entsteht ein kleiner Brief an Gott. Wir können den in unsere Geheimschublade legen und nach ein paar Tagen wieder heraus nehmen und noch einmal durchlesen. Vielleicht hat sich inzwischen etwas getan und Gott hat nicht nur gehört, sondern auch schon etwas verändert. Die Klassenarbeit war gar nicht so schlimm wie befürchtet. Inzwischen haben wir uns mit dem Menschen, mit dem wir Krach hatten, wieder versöhnt. Manche Probleme sind vielleicht auch noch nicht beantwortet. Die Eltern streiten sich immer noch. Dann werden wir durch den Brief an Gott wieder neu erinnert, dass wir mit Gott darüber reden können, immer wieder und auch mitten in der Nacht. Er wird uns nicht allein lassen, auch wenn wir uns zwischen streitenden Eltern ganz schön allein fühlen. 

Woher weiß ich, dass Gott öffnet?

Ein Kind wird heute in diesem Gottesdienst getauft. Die Eltern haben einen Bibelvers ausgesucht, der dem Kind Mut machen soll, dass Gott wirklich da ist und hilft. Er steht am Anfang des Buches Josua: "Gott sagt zu Josua: Sei tapfer und entschlossen. Lass dich durch nichts erschrecken und verliere nie den Mut; denn ich, der Herr, dein Gott, bin bei dir, wohin du auch gehst."

Josua stand damals vor einer großen Aufgabe, er sollte das Volk Israel in das Land Kanaan führen. Tausende von Menschen standen vor dem Jordan und warteten darauf, dass Josua das Signal zum Aufbruch gab. Josua muss ganz schön Angst gehabt haben. Er wusste nicht, was ihn auf der anderen Seite des Jordans erwartete, er hatte keine Erfahrung, ein ganzes Volk zu leiten, er war sich sicher, dass sie auf bewaffnete Leute stoßen würden, die militärisch in der Übermacht waren. Josua klopfte bei Gott an und wir können uns vorstellen, was er betete: "Lieber Gott, du hast mir eine große Aufgabe gestellt, aber ich habe Angst davor. Ich schaffe das nicht alleine. Bitte hilf mir doch!" Die Antwort Gottes war dieser Taufvers "Sei tapfer und entschlossen... ich bin bei dir, wohin du auch gehst". Josua nahm die Zusage Gottes ernst. Er ging tapfer und entschlossen dem neuen Land entgegen und erfuhr sehr deutlich, dass Gott ihm beistand und für ihn die Mauern zum Einsturz brachte. Er brauchte sich wirklich nicht zu fürchten. Gott war stärker als alle Probleme. 

Gott ist auch mit uns auf dem Weg. Er garantiert uns vollen Geleitschutz. Dazu gehört allerdings, dass wir die Route unseres Weges mit ihm durchsprechen. Es kann nicht sein, dass jemand sagt: "Lieber Gott, ich will, dass der Streit mit Sven aufhört, Sven soll sich bei mir entschuldigen, mach das mal so!" Oder "Lieber Gott, in Mathe bin ich echt schlecht und Lust zum Lernen habe ich auch nicht. Mach, dass ich trotzdem eine 3 schaffe!" Wenn wir bei Gott anklopfen und ihn um etwas bitten, ist er ganz für uns da. Aber er will unser Anliegen mit uns durchgehen. Hilft uns das weiter, wenn Sven den Streit auf seine Kappe nimmt? Haben wir was von einer 3 in Mathe, wenn wir den Stoff nicht verstehen? Er möchte unseren Weg mitbestimmen. Das kann heißen, dass ich mich bei Sven entschuldige oder mich hinter die Matheaufgaben klemme und sie übe, egal wie die Arbeit ausfällt.

Ihr kennt das wahrscheinlich. Bei manchen Gebeten bleibt ein komisches Gefühl zurück, so als ob wir Gott dabei gar nicht ernst nehmen und nicht damit rechnen, dass er eine Meinung haben könnte. Dann sagen wir ganz schnell Amen, bevor Gott uns antwortet und seine Antwort uns nicht passt. Wir öffnen die Tür gar nicht richtig, sondern schreien unser Anliegen Gott nur entgegen und hauen schnell wieder ab. Sollte Gott nicht so antworten, wie wir es wollen, liegt es natürlich an Gott, der hat uns dann wohl nicht gehört.

Gott möchte für uns da sein und er möchte in den Problemen mitten dabei sein. Er ist lebendig und nicht einfach ein Anrufbeantworter, der unsere Bestellungen entgegen nimmt. Deshalb will er mit uns reden und uns zeigen, wie seine Antwort aussehen kann. Da reicht es nicht, dass wir nur kurz zur Tür hinein schauen, da sollten wir mit Gott Zeit verbringen.

Manchen hilft es, wenn sie nicht allein beten, sondern noch jemand dabei ist. So spüren sie, dass Gott wirklich redet und sie lieb hat, wie die Person, die mit ihnen betet.

Was gibt Gott mir?

Der Schläfer gibt dem Freund drei Brote für seine Gäste. Wir hören nichts davon, dass er ihm noch ein paar Tüten Chips, eine Salami oder Schokolade mitgibt. Brot ist reines Nahrungsmittel, damit werden die Gäste satt, darauf kommt es an. Gott will uns Brot geben, nicht Chips, nicht Gummibärchen, auch kein Mehl zum Selberbacken. Er versorgt uns mit dem, was zum Überleben unbedingt nötig ist.

Als Jesus dieses Gleichnis seinen Leuten erklärte, sagte er, Gott schenkt den Heiligen Geist. Gott schenkt die Kraft, die uns in Verbindung mit Jesus bringt. Jesus ist das Brot, das uns täglich am Leben erhält, das uns Kraft gibt für unseren Alltag. Jesus ist der Freund, der an unserer Seite bleibt, auch wenn es schwierig wird und wir Angst bekommen. Natürlich wünschen wir uns manchmal auch ganz andere Sachen, ein neues Fahrrad, einen PC, ein Handy. Doch am wichtigsten ist, dass Jesus an unserer Seite bleibt. Denn er ist da, auch wenn uns alle verlassen. Er ist stark genug, uns zu schützen.

Der Freund bekommt das Brot nicht für sich selbst, sondern für seine Gäste. Das ist wichtig für mich. Ich will nicht nur mit meinen eigenen Anliegen zu Gott kommen. Ich möchte ihn auch für andere bitten.

So haben wir heute ein großes Plakat vorbereitet, auf dem ihr Kinder alle mit eurem Namen und eurem Geburtstag steht. Unter jedem Namen ist ein Zettel, den sich jemand mitnehmen kann, um für ein Kind zu beten und Gott zu bitten, dass er dieses Kind begleitet und ihm Jesus als Freund des Lebens wichtig wird. Und ihr Kinder könnt ebenfalls Gott bitten, dass er für eure Freunde da ist und eure Eltern begleitet. Wir Erwachsenen brauchen Jesus genauso wie ihr.

Mutig und entschlossen darf unser Täufling heute in sein weiteres Leben gehen, mutig und entschlossen dürfen wir sein, denn Gott wartet auf unser Anklopfen und Jesus will unser bester Freund sein, das Brot, das uns alles gibt, was wir zum Leben brauchen.

Cornelia Trick


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