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Liebe Gemeinde, liebe Freunde,
Lukas 10,1-4 Jesus sieht nicht nur die Zweiundsiebzig, die um ihn herum stehen, sondern er sieht die Menschen, die von seiner Botschaft noch nicht erreicht sind. Er vergleicht diese unerreichten, unerlösten Menschen mit einer Ernte, die eingebracht werden will. So viele sind es, die Sehnsucht nach einem erfüllten Leben haben, die nach Orientierung und Halt in ihrem Leben suchen, die Trost und Heilung brauchen oder Frieden Gottes in zerbrochenen Beziehungen. Jesus sieht auch, dass es zu wenige sind, die sich um diese Suchenden kümmern und ihnen von Gott erzählen. Die einen sind zu beschäftigt mit ihren Häusern, die anderen mit ihren gesellschaftlichen Terminen, die Dritten mit ihren Kompromissen. Wer bleibt da noch übrig? Jesus öffnet mit diesem Bild von der reifen Ernte ein Fenster zur nachösterlichen Gemeinde. Es ist offenbar ein Dauerzustand im Reich Gottes, dass zu wenige anpacken, immer ein Mitarbeitermangel herrscht und jederzeit ein wichtiger Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin ausscheiden kann und eine Lücke hinterlässt. Wir haben normalerweise drei Strategien, um auf Mitarbeiternotstand zu reagieren:
Jesus legt uns eine andere Antwort vor. Wir sollen darum beten, dass Gott Leute beruft und sendet, die wissen, worum es geht, die Jesus kennen und denen es weh tut, dass die Ernte nicht eingebracht werden kann. Er ist der, der den Notstand beheben kann, nicht wir. Allerdings können die Betenden schnell zu Gerufenen werden. Jesus sandte genau die 72 aus, die ihm zugehört hatten und die er zum Gebet aufgerufen hatte. Was einen da erwartet, wird klar benannt. Nach wie vor gehört ein Gerufener zur Herde Jesu. Jesus kümmert sich um ihn und beschützt ihn. Doch Wölfe können bedrohlich nahe kommen. Wölfe, die sich als Feinde in uns selbst und Feinde von außen zeigen. In einer Umgebung, die Jesus nicht kennt, können wir nicht damit rechnen, ohne Widerstände zu leben. Die Widerstände fangen ja meist in uns selbst an. Wir werden lustlos, verlieren den Mut, lassen uns so schnell von unseren Aufgaben als Botschafter Jesu ablenken. Jesus gibt uns da nur eine Hilfe, er lädt uns ein, mit ihm zu reden, seine Hilfe zu erbitten. Wir sollen nicht um die Wölfe kreisen, sondern uns von ihnen nicht mutlos machen lassen. Jesus ist der gute Hirte, der Herr der Ernte, der, der auch einen Zaun ziehen kann. Er wird uns beschützen. Eine andere Zusage haben wir nicht. Was an uns liegt, führt Jesus mit sehr kurzen Anweisungen aus. Wir sollen uns auf einen glaubwürdigen Lebensstil besinnen. Es wird alles darauf ankommen, dass unsere Worte zu unserem Alltag passen. Sind wir wirklich so vertrauensvoll in jeder Lebenslage? Erwarten wir, dass Jesus uns beschützt oder bauen wir unsere Sicherungsnetze immer engmaschiger? Tut es uns weh, dass Menschen nicht Jesus Christus finden oder ist es uns eigentlich völlig egal, was mit unseren Mitmenschen wird? Diese innerste Haltung spüren uns Leute ab, die uns nahe genug kommen. Sie fühlen, ob wir ihnen mit dem Wunsch begegnen, sie mit Jesus bekannt zu machen, oder ob wir ihnen einen Werbezettel in die Hand drücken wollen, von dem wir selbst nicht überzeugt sind. Anspiel Lukas 10,1-20 Jünger A hebt Hand:
Wenn du „Sandalen“ sagst, Herr, sollen wir das so verstehen, dass wir gar
keine Schuhe mitnehmen dürfen, oder geht es nur um Sandalen? Ich frage
nur, weil ich ein außerordentlich schönes Paar Wanderschuhe
habe. Sie wären ideal zum Umherwandern, wie du es uns befiehlst.
Jesus: Moment mal! Lasst mich die Sache klarer ausdrücken. Keine Sandalen bedeutet, nichts an den Füßen, ok? Nichts! Weder Wanderstiefel noch Lumpen, Turnschuhe, Skateboards, Roller, noch irgendwas. Habt ihr das verstanden? Gut! Und nun, macht euch auf zu je zwei und … Jünger B: Äh, entschuldige, Herr… wegen deines Befehls, zu zweit zu gehen. Ich soll mit Tribbil gehen. Aber der ist ein bisschen merkwürdig, nicht? Jesus: Ist nicht jeder auf seine Art ein bisschen merkwürdig? Jünger B: Ja schon, aber Tribbil will auch nicht mit mir gehen. Das war schon in der Grundschule so, niemand wollte mich im Sportteam haben. Jesus: Und warum will Tribbil nicht mit dir gehen? Jünger B: Er sagt, ich wäre so negativ und würde ihn immer runterziehen. Jesus: Kann du dich vielleicht mehr darauf konzentrieren, dass du in Gottes Auftrag unterwegs bist? Und deine negativen Gedanken etwas für dich behalten? Dann geht es vielleicht mit Tribbil. Jünger B: Ja, Herr, ich will es versuchen … Jesus: Also diese ganze Angelegenheit wirkt ja eher wie ein Kindergartenpicknick, als wie ein Auftrag, Gottes Reich zu errichten. – Also ich wiederhole: Macht euch zu zweit auf ohne Beutel, Tasche, Sandalen und ohne euch unterwegs zu verquatschen. Und jetzt geht! Jünger C: Nur noch eine Frage: darf ich mein Handtuch mitnehmen? Und auch mein Stofftier würde ich gerne mitnehmen, dass ich mich nachts nicht so fürchte. Jesus: Hört mal, ich
glaube, wir haben den Sinn dieser Reise noch nicht ganz begriffen, nicht
wahr? Es geht nicht darum, dass ihr alle möglichen Sachen in euer
Gepäck schmuggelt, sondern dass ihr von mir abhängig seid. Versteht
ihr das? Kein Beutel, keine Tasche, keine Sandalen, kein Teddybär,
keine Visa-Karte, geht einfach!
Klar, wir können über die Jünger schmunzeln. Sie scheinen wirklich nicht begriffen zu haben, worum es Jesus ging. Aber ein bisschen erkennen wir uns vielleicht auch selbst wieder. So gerne würden wir uns senden lassen, doch zu unseren Bedingungen. Jesus will uns nicht alles wegnehmen, sondern er will, dass wir auf ihn vertrauen, von ihm abhängig werden und alle Hilfe von ihm erwarten. Wenn wir jetzt miteinander in diesen neuen Abschnitt gehen, dann sind wir ausgesandt wie die 72 Jünger damals. Um Menschen mit Gottes Liebe zu erreichen, ihre Sehnsucht nach einem heilen Leben zu erspüren, ihnen anzubieten, eine Wegstrecke mit ihnen zu gehen, an ihrem Tisch zu sitzen, mit ihnen das Brot zu teilen, wie es die Jünger damals tun sollten, braucht es nicht viel. Wir müssen uns keine Evangelisationskoffer kaufen, keine Schulung absolvieren und auch nicht mit dem Traumpartner unterwegs sein. Wir müssen uns nicht fürchten und keine Angst haben vor unbekannten Leuten und Situationen. Denn Jesus will mit uns sein. Er ist Chef dieses Jahres. Er begleitet uns und zeigt uns, wohin wir gehen sollen und mit wem wir Kontakt aufnehmen können. Er bereitet vor, wohin wir gehen werden. Dass Jesus niemand allein losschickt, ist ein wichtiger Hinweis. Wir brauchen einander zur Ermutigung und zum Dranbleiben, zur Fürbitte und zur Korrektur. Wir sind zu zweit und erleben das hautnah als großes Geschenk im Dienst. Lukas 10,17-20 Voller Freude über ihren Erfolg kehrten die 72 zurück zu Jesus. In seinem Namen hatten sie buchstäblich den ganzen Main-Taunus-Kreis für Jesus gewonnen. Selbst die sogenannten Wölfe konnten ihnen nichts anhaben. Sie waren berauscht von den Erfahrungen der letzten Wochen. Jesus korrigiert sie. Sie sollen sich nicht über ihren Erfolg freuen, sondern darüber, dass sie unter Gottes besonderem Schutz und in seiner Liebe leben. Darauf allein kommt es an – Erfolg hin oder her. Schön, wenn sie Menschen zu Jesus führen können, aber das ist nicht der Grund der tiefen Lebensfreude. Diese Lebensfreude entspringt allein der Erfahrung der unmittelbaren Nähe Gottes. Dass sie gebraucht werden als Erntehelfer, darf die Jünger glücklich machen, es ist ein Zeichen für sie, dass sie zu Jesus gehören. Das eigentlich Begeisternde ist, dass Jesus sie kennt, sich um sie kümmert, sogar die Wölfe für sie wegsperrt. Das soll ihre ganze Freude sein. Ich stelle mir vor, dass die 3, die nicht mit Jesus mitgegangen sind, von fern das Geschehen verfolgt haben. Vielleicht lud Jesus sie noch einmal ein, es mit ihm zu wagen, der Freude wegen. Ich stelle mir vor, dass Jesus mich heute ansieht und mich fragt:
Cornelia
Trick und Silke Bruckart
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