Ich habe für dich gebetet
Gottesdienst am 02.01.2005

Petrus und Johannes in Jerusalem

Johannes: Jetzt sind wir tatsächlich in Jerusalem.
Petrus:  Wieso?
Johannes: Naja, wir sind im Zentrum der Macht. Das ist immer gefährlich ...
Petrus:  Und vor allem eine Chance. Hier können wir etwas bewirken. Jesus hat sicher Großes vor. Es gibt so viele Verheißungen für den Messias. Er wird uns mit Vollmacht ausstatten. Die Leute werden sich uns anschließen. Johannes und PetrusEs wird großartig. Jesus wird Wunder tun und die Massen werden ihm folgen. Es werden so viele Kranken gebracht werden, dass die Straßen verstopft sein werden. Wir werden alle mithelfen! Auch Du wirst durch Hand auflegen Wunder tun.
Johannes: Ich? Du meinst Gott.
Petrus:  Du, oder Gott, was spielt das noch für eine Rolle? Natürlich Du. Natürlich im Auftrag Gottes; natürlich im Namen Jesu.
Alles ganz egal. Die Menschen werden gesund werden. Sie werden Ihr altes Leben aufgeben. Alles wird neu werden. Jeder wird es sehen - auch auch die Regierenden. Doch Jesus ist nicht knickerig, er wird auch ihnen helfen. Sie werden nichts fürchten müssen. Ganz von alleine wird der Geist Gottes über sie kommen.
Johannes: Ganz alleine?
Petrus:  Naja, nicht ganz alleine. Wir werden dafür beten! Gott wird es schenken. Alles wird gut. Jetzt ist die Zeit. Jesus wird sein Reich hier auf Erden errichten.
Johannes: Mitten auf der Straße?
Petrus:  Nein und ja. Natürlich wird es auf der Straße beginnen ... Sieh doch, wie er das Kind segnet! Aber dann - auf zum Tempel. Das wird sein Platz! Kein Platz ist besser. Kein Platz ist würdiger. Er ist der Messias, der versprochene Retter. Jetzt geht es los.
Johannes: Und die Römer?
Petrus:  Die Römer, die Römer, die Römer. Was für Fragen. Hast Du nicht das Buch Micha gelesen?  "Schwerter zu Pflugscharen?!"  Sie werden Ihre Waffen einschmelzen. Freiwillig. Dort wo jetzt die Kaserne ist wird eine riesige Schmiede entstehen. Stell Dir das doch vor. Welche Flächen man bestellen kann mit einer so gut organisierten Truppe wie dem Militär! Gegen das Militär ist ja nichts zu sagen. Sie beschäftigen sich nur mit den falschen Dingen. Töten das wird out. Leben ermöglichen, das wird in. Sieh das Reich Gottes hat begonnen! Es ist mitten unter uns

A und B in Neuenhain

A:  Du.
B:  Hmm - Ja.
A:  Hast Du Vollmacht?
B:  Hmm. Vollmacht? Hmm. Ein bisschen vielleicht, also ja. Oder nein? Wieso fragst Du?
A:  Ich dachte an Petrus.
B:  Ach so. Ja damals, da war Jüngerschaft leicht. Vollmacht war auch kein Problem. Aber heute? Da passiert ja gar nichts. Du erzählst von Jesus und kannst froh sein, nicht ausgelacht zu werden. Ja früher! A und B in NeuenhainDa hat der Geist 500 an einem Tag der Gemeinde hinzugefügt. Da würden heute gar keine Kapazitäten dafür da sein. 500 an einem Tag, da wäre hier nach einem Vormittag schon voll, da müssten wir anbauen.
A:  Wir bräuchten so einen Petrus ...
B:  Petrus? Nee, schlag Dir das aus dem Kopf. Sowas gibt es nicht mehr. Petrus! Du bist gut. Wieso nicht gleich Jesus? Ha. Ha. Ne das ist vorbei. Das war Umbruchzeit damals. Das war Teil von Gottes Schöpfungsplan. Klar, wir profitieren heute noch davon. Aber jetzt haben sich die Wellen beruhigt. Heute plätschert es nur noch! Da machen wir Verkündigungstage. Bereiten das vor. Planen das - als Jahres-High light gewissermaßen. Und dann können wir froh sein, wenn dadurch eine handvoll zum Glauben findet. Wiederfindet womöglich sogar. Ja. Ein Petrus. Nee das gibts nicht mehr.
A:  Schade.
B:  Ja. Schade - Ist aber so.
A:  Und tragisch.
B:  Wieso das?
A:  Ich dachte an Laodizea.
B:  Mach Dir keine Sorgen. Wir sind nicht lau. Wir glauben doch! Total. Ganz. Komplett. Mit vollem Herzen. Wenn dann nichts passiert, was ist das unsere Schuld? An Engeln kannst Du das sehen. Hast Du schon mal einen Engel gesehen?
A:  Nein.
B:  Eben. Was kannst Du dafür? Nichts. Die Zeiten haben sich verändert. Wir sind in einer Art Warteschleife. Und wir können uns freuen. Es wird nämlich später schlimmer werden.
A:  Ja?
B:  Ja, vor Jesu Wiederkunft wird es eine Zeit der Bedrängnis geben. Ne ist schon ganz in Ordnung, so wie wir leben. Alltagsglaube, das ist doch auch schon was.

Liebe Gemeinde, liebe Freunde,
die beiden Szenen haben uns nahe gebracht, wie unterschiedlich Glaube erlebt werden kann. Einmal war es Petrus, der Alleskönner. Er meint, die Heilsgeschichte im Griff zu haben. Alles ist möglich dem, der glaubt. Seine Glaubensstärke wirkt richtig ansprechend. Man kommt sich bei seinen Reden gleich besser vor. Wäre doch gelacht, wenn nicht auch heute noch Großes geschehen würde. Wir werden dem Wunder schon auf die Sprünge helfen. Die andere Szene wiederum lässt uns an unsere eigenen Grenzen denken. Die Stärke des Petrus zerbricht uns unter den Fingern, wenn wir an unsere Zweifel, unsere Ohnmacht, unsere vergeblichen Anstrengungen denken. Ja, besser als nichts ist unser Glaube, aber längst kein Powerpack des Petrus. 
Jesus hat damals dem Größenwahn des Petrus einen Dämpfer verpasst. Nicht der ist groß, der hier die kernigsten Sprüche von sich gibt, sondern der ist in seinen Augen groß zu nennen, der anderen dienen will und sich für sie in den Staub setzt. Jesus setzt sich selbst zum Maßstab. Glauben heißt nicht von Sieg zu Sieg zu schreiten, sondern mit Jesus und wie er zu leben. Glauben heißt auf der anderen Seite auch nicht, an der eigenen Kraftlosigkeit und Ohnmacht zu verzweifeln, sondern Gottes Kraft in Anspruch zu nehmen.

Die Jahreslosung 2005 ist eingebettet in die Glaubensunterweisung, die Jesus Petrus erteilt. Wir sind eingeladen, uns zu diesem Seelsorge-Gespräch dazuzusetzen, zuzuhören und es uns selbst gesagt sein zu lassen am Anfang eines neuen Jahres.

Lukas 22,31-34

Simon, Simon, siehe, der Satan hat begehrt, euch zu sieben wie den Weizen. Ich aber habe  für dich gebeten, dass dein Glaube nicht aufhöre. Und wenn du dereinst dich bekehrst, so stärke deine Brüder. Er aber sprach zu ihm: Herr, ich bin bereit, mit dir ins Gefängnis und in den Tod zu gehen. Er aber sprach: Petrus, ich sage dir: Der Hahn wird heute nicht krähen, ehe du dreimal geleugnet hast, dass du mich kennst.

Das himmlische Abkommen

In einem kurzen Satz wird ein Szenario entworfen, das so aussehen könnte: Gott sitzt mit Satan zu einer Besprechung zusammen. Satan hat die Jüngerliste Jesu vor sich. Er bezweifelt, dass die Jünger Jesus die Treue halten werden und schlägt vor, sie einer Prüfung zu unterziehen. Gott ist damit einverstanden und lässt dem Satan freie Hand. Er will eindeutige Entscheidungen für Jesus und kein Wischi-Waschi-Vertrauen seiner Kinder, die mal hinter Jesus laufen und mal hinter einem Guru. Eine ähnliche Szene wird uns auch im Buch Hiob geschildert. Auch dort will Satan Hiob auf seine Glaubenstreue hin prüfen. Und Gott lässt ihn gewähren bis zu einer Grenze, das Leben Hiobs darf nicht angetastet werden.

Dieses Bild eines himmlischen Abkommens ist für uns schwierig. Ist Gott ein Geschäftsmann, der uns wie Möbel einer Qualitätskontrolle unterzieht? Wenn die Möbel durchhalten, dürfen sie im Sortiment bleiben, brechen sie auseinander, kommen sie auf den Müll? Zeigt sich hier Gott als Vater, der nichts lieber will als die Liebe seiner Kinder? Wohl kaum. 

Um diese Szene zu verstehen, müssen wir uns ihr von einer anderen Seite nähern. Christen zur Zeit des Evangelisten Lukas wurden um ihres Glaubens willen in den Untergrund gedrängt. Es gab schon die ersten pogromartigen Verfolgungen unter Kaiser Nero, öffentlich von Jesus Christus zu reden, konnte je nach Wohnort drastische Konsequenzen nach sich ziehen. Manche Christen hielten dem öffentlichen Druck nicht stand. Sie schworen ihrem Glauben ab. Nicht selten taten sie das nur mit ihrem Mund, um ihre Familie vor Verfolgung zu schützen, mit dem Herzen hielten sie weiter an Jesus Christus fest - glaubten im Geheimen. Diese Christen fühlten sich wie vom Teufel gesiebt. Denn dass Gott die Christen verfolgte, konnte nicht sein. Doch da Gott nicht eingriff, musste es ein geheimes Abkommen zwischen Gott und dem Teufel geben. Für sie hatte das Bild der himmlischen Sitzung etwas sehr Tröstliches. Sie wussten, dass die Macht des Teufels begrenzt war, denn sie kannten Gott, der in seinem Sohn all die Qualen des Teufels auf sich genommen hatte. Für sie leitete sich aus dieser Szene nicht das Bild eines eiskalten Geschäftsmanns ab, sondern sie sahen in dem Geschäftsmann den liebenden Vater, der alles tun würde, dass seine Kinder die Probe bestehen. Worauf es ankommt, macht Jesus deutlich. Ziel dieser Probe ist nicht, dass möglichst viele Christen ausgemustert werden. Ziel ist, dass möglichst viele Christen Weizen sein können, die Kraft Jesu weitergeben und für andere zum Lebensmittel werden.

Das Evangelium steckt in Jesu Zusage, dass alle Macht des Teufels begrenzt wird durch Jesus selbst und seine Fürbitte. Diese Fürbitte ist die stärkste Macht gegen die Abwerbung durch den Teufel. Und - so führt Jesus weiter aus - die Fürbitte Jesu führt zum Ziel. Petrus wird nach einer Zeit des Durchgeschüttelt-Werdens wieder zu Jesus zurückkehren und Weizen sein können.

Jesus und ich

Am Anfang des neuen Jahres geht es Ihnen vielleicht wie Petrus. Sie sind davon überzeugt, dass Ihnen das neue Jahr gelingen wird. Sie haben genug Arbeit, eine glückliche Familiensituation, Versicherungen für alle Fälle und sind auch im Gott im Reinen. Sie sehen keine Glaubenskrise am Horizont und meinen, dass Ihr Glaube halten wird auch in den schwierigen Situationen. Jesus lädt sie ein, am Seelsorge-Gespräch mit Petrus teilzunehmen. Da wird er Petrus erzählen, dass Glaube keine Schutzimpfung gegen Unglücke aller Art ist und dass der Glaube nicht davor bewahrt, in das Sieb der Gott entgegengesetzten Mächte zu geraten. Wenn sich wirklich Krisen ereignen sollten, kann der laute Glaube sehr schnell kleinlaut werden, das vollmundige Bekenntnis im Hals stecken bleiben. Doch will Jesus Petrus nicht Angst machen, sondern ihn auch auf die schwierigen Wegabschnitte der nächsten Zeit vorbereiten. So will er auch Ihnen in dem Gespräch keine Angst machen. Denn er spricht Petrus seine Begleitung auch durch die Zeiten im Sieb zu. Jesus nimmt nicht nur an der Hand oder legt den Arm um die Schultern, sondern er faltet die Hände und redet mit dem Vater im Himmel. Die stärkste Macht, die er besitzt, ist seine Beziehung zu Gott und die setzt er ein, um das Böse, das überfallartig ins Leben eingreift, zu begrenzen.

Ihr Bild von sich, mein Bild von mir als einer glaubensstarken Person, mag in diesem begonnenen Jahr zerbrechen. Meine Stärke kann zur Schwäche werden, ich bin bestimmt nicht besser als Petrus. Aber Jesus hält an mir fest. Er tritt beim Vater für mich ein, dass er dem Satan Einhalt gebietet.

Vielleicht sind Sie aber auch gerade in einer solchen Krise, mitten im Sieb des Bösen, hin und her geworfen von Anfeindungen, Beschuldigungen, persönlicher Schwäche und Aussichtslosigkeit. Sie erkennen in dem Wirrwarr der Gefühle weder oben noch unten, noch sehen Sie den Weg nach vorn. Jesus weiß darum. Er lädt sie ein, ihm alles zuzutrauen. Er wird Ihr Leben wieder auf ebene Wege führen und Sie beschenken mit neuem Glaubensmut und Vertrauen. Er stellt Ihnen wie später Petrus nach seinem Verrat die Frage "Hast du mich lieb?" und möchte nichts anderes, als dass sie sich auf ihn besinnen und mit Ja antworten. Glaube, das ist kein Heldenmut, der den Sieg proklamiert, wo gar kein Kampf stattfindet. Glaube ist die Kraft, mit der uns Jesus beschenken will, um in dem Hin- und Hergerissensein unseres Lebens durchzuhalten und den Kontakt zu ihm nicht zu verlieren. Glaube muss erbeten sein und kann nur von dem oder der erbeten werden, der oder die um ihre Schwäche und Begrenztheit weiß.

Ein neuer Auftrag

Petrus erhält nicht nur eine zweite Chance, sondern einen neuen Auftrag. Durch die Erfahrungen des Verrats und des neu geschenkten Glaubens wird er befähigt, Menschen Mut zuzusprechen, die durch ähnliche Erfahrungen gehen. Diese Stärkung kann ich mir auf dreieierlei Weise vorstellen.

Zum einen wird es darum gehen, in die Fürbitte Jesu einzustimmen und selbst für die Schwestern und Brüder zu beten, die im Glauben durchgeschüttelt werden. Füreinander zu beten ist aktives Eintreten gegen das Böse und hat die Kraft, das Böse im Zaum zu halten.

Zum zweiten bedeutet Stärkung, einander das Ziel unseres Lebens immer wieder ins Bewusstsein zu bringen. Es geht nicht darum, nach weltlichen Maßstäben erfolgreich zu sein und am Ende seines Lebens viele wichtige Ämter in der Todesanzeige vorweisen zu können. Es geht allein darum, Weizen für Gott zu sein, seine Liebe in dieser Welt auszuteilen, von seiner Kraft weiterzugeben, seinen Anspruch auf unser ganzes Leben vorzuleben.

Zum dritten bedeutet Stärkung, barmherzig zueinander zu sein. Petrus musste am eigenen Leib das Scheitern erfahren. Er wurde brutal vom hohen Ross heruntergestoßen, von einer Dienstmagd im Hof des Hohen Rates, die ihn fragte, ob er zu Jesus gehörte. Petrus musste lernen, dass seine Kraft nicht ausreichte, um an Jesus festzuhalten. Dieses Lernprogramm machte ihn zu einem anderen Menschen, der sich seiner Abhängigkeit von Jesus und seiner Vergebung bewusst war, der lernfähig war für Gottes Wege (Apostelgeschichte 10) und Jesus treu blieb auch in der späteren Verfolgung. Ich meine, diese Barmherzigkeit ist auch eine Aufgabe für uns im neuen Jahr, die uns Jesus stellt. Wer es erlebt hat, im Sieb des Teufels hin und her geworfen zu werden, ist besonders aufgefordert, anderen in dieser Situation mit Verständnis und Liebe zu begegnen und daran festzuhalten, dass Jesu Fürbitte die stärkste Macht ist, die über unserem Leben steht.

Als Abschluss des Seelsorge-Gesprächs feiern wir jetzt mit Jesus das Abendmahl. Er versichert uns neu seiner Liebe. Er will uns nicht ausmustern, sondern hat sein Leben für uns hingegeben, um uns aus den Klauen des Teufels zu reißen. Mit dem Mahl stimmen wir ein in den Bund, den er mit uns geschlossen hat. Wir gehören zu ihm, er ruft uns zur Umkehr, er hat eine neue Beauftragung auch für uns.

Von guten Mächten treu und still umgeben, behütet und getröstet wunderbar, so will ich diese Tage mit euch leben und mit euch gehen in ein neues Jahr. (Dietrich Bonhoeffer)

Cornelia Trick


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