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Liebe Gemeinde, liebe Schwestern
und Brüder,
Dazu hilft es, wenn wir in die Geschichte Israels eintauchen und eine Lebensgeschichte genauer betrachten. Sie lässt anschaulich werden, warum wir hier sind und dass dieser Ort Gemeinde jedem Menschen wichtig werden kann. Jakob, der Enkel Abrahams, Sohn Isaaks und Bruder Esaus, ist im absoluten Tief gelandet. Die Bibel schildert ihn als einen ungeduldigen, listigen jungen Mann, der seinen Lebensweg selbst in die Hand nehmen wollte und nicht darauf wartete, dass Gott seine Verheißungen an ihm erfüllte. So hatte er sich den Erstgeburtssegen von seinem Vater erschlichen. Der Schwindel flog auf, und er musste vor seinem Bruder fliehen. Die Türen des Elternhauses waren zu, da konnte er nicht zurück. Ein Erbe hatte er nach dieser Geschichte nicht zu erwarten, und die Zukunft lag völlig ungewiss vor ihm. Müde von der Flucht legte er sich in freier Natur zum Schlafen nieder, lediglich ein paar Steine schützten seinen Kopf. Sicher sind wir nicht Jakob. Wir tragen wohl eher keine tragende Rolle in der Geschichte Gottes mit seinen Menschen. Und doch – die biblischen Geschichten sind nicht nur Zeugnisse aus längst vergangenen Zeiten, sondern sind wie ein Kostüm, in das wir hineinschlüpfen können, um unsere Rolle zu finden und mitzuspielen. Schulderfahrungen, Beziehungskrisen, Zerwürfnisse, Ohnmachtserfahrungen, Krankheit, Tod und Trauer können uns genau wie Jakob damals in die Tiefe führen. Türen sind hinter uns geschlossen, was vor uns liegt, ist unbekannt, allein sind wir unterwegs und sehnen uns nach jemand, der uns beisteht. Auch wenn wir gerade selbst nicht in einer solchen Situation stehen, wird es Menschen geben, die uns nahestehen und die wir ein Stück begleiten können. 1.Mose 28,10-15 Der offene Himmel Gott zeigt sich einem Schwindler, der sein Leben an die Wand gefahren hat und nun verloren ist. Er kümmert sich um diese gescheiterte Existenz und spricht ihm zu: Beistand, Schutz, Zurückbringen in die Heimat und Einlösen des Versprechens an ihn, ihn zu einem großen Volk zu machen. Engelbrücken erscheinen wieder bei Jesus. Der Adventsengel kündet Maria die Geburt Jesu an, die Weihnachtsengel bringen den Hirten die gute Nachricht, dass der Retter der Welt geboren ist, Osterengel verkünden, der Herr ist auferstanden, und bei Jesu Himmelfahrt sagen sie den zurückbleibenden Jüngern: Er wird wiederkommen. Der Himmel ist nicht nur für Jakob geöffnet. Mit Jesus hat ihn Gott für uns alle aufgetan. Er ist nicht fern von uns, sondern sagt uns zu „Ich bin bei euch alle Tage“. Und am Ende der Zeiten wird Jesus uns an die Hand nehmen und in seine neue Welt führen. Die Verheißung an Jakob ist eine Verheißung an uns heute: Er schenkt uns Fürsorge und Schutz auf unserem Weg. Wir dürfen frei von der Sorge um uns selbst sein. Er steht uns in Versöhnungsprozessen bei, wie er es damals bei Jakob und Esau tat. Wir müssen nicht vor unserer Schuld und unseren Verletzungen fliehen, sie sind bei Jesus in guten Händen, er ist der, der heilt. Er steht in Not und Entbehrung bei, wenn das Leben ungerecht zu uns ist, wir nicht das bekommen, was wir verdient haben, geduldig sein müssen, wie es die Liebesgeschichte Jakobs so anschaulich werden lässt: um Rahel zu bekommen, hat er sich 14 Jahre gedulden müssen. Jesus gibt uns auch ein Ziel vor, damit wir nicht im Kreisverkehr um die immer gleichen Themen unseres Lebens stehen bleiben. Er wird uns Heimat geben. Die beginnt schon heute und hier in der Gemeinde, wird aber vollendet in Ewigkeit. Was ist die Verheißung über unserem Leben? Wenn wir jetzt rumfragen, werden einige sicher ihren Taufvers, ihren Konfirmationsspruch oder Trautext zitieren können – Worte, die Kraft geben, die wie eine Überschrift über Wegabschnitte gestellt sind. Manche dieser Sprüche sind aus der Ich-Perspektive formuliert: Ich will Gott loben, ich will gehorsam sein, ich will Gott dienen. Es sind Willensbekundungen, die wir geben. Lassen wir heute Gott zu Wort kommen. Der Segen, den er den Vätern und Müttern Israels gab, gilt auch uns: „Ich will dich segnen, und du sollst ein Segen sein“. Er ist Zuspruch und lässt deutlich werden, durch Gottes Gegenwart verändern wir uns und werden zu einem Segen für andere. Nicht immer automatisch, aber doch immer von ihm initiiert. 1.Mose 28,16-22 Erwachen Unsere Vormütter und -väter haben hier vor gut 100 Jahren eine Kapelle gebaut, weil sie Erfahrungen wie Jakob gemacht hatten. Sie wurden von Gott berührt und sahen den Himmel offen. Sie wollten, dass auch andere und folgende Generationen diesen offenen Himmel erlebten und schufen dafür die äußeren Voraussetzungen. Die Kapelle war für sie Erinnerungszeichen und gleichzeitig Ort der neuen Gotteserfahrungen für neue Menschen. Heute ist für uns wichtig, klar zu bekommen, warum wir hier in Brombach Gemeinde sind und unser schönes Gotteshaus weiter mit viel Liebe pflegen, gestalten und offen halten. Jesus kommt zu uns in seinem Heiligen Geist, unser Kirchenfenster zeugt davon. Er ist uns nahe trotz und sogar wegen allem, was bei uns schief läuft. Er sagt uns zu: „Ich lasse dich nicht im Stich und tue alles, was ich dir versprochen habe.“ Er gibt einen neuen Auftrag: Du sollst ein Segen sein! Womit, wenn nicht mit diesem offenen Himmel, können wir unsere Mitmenschen hierher einladen. Sie wollen wir ermutigen, Jesus eine Chance zu geben, ihn in ihr Leben einzuladen, ihm eine Chance zu geben, sie zu berühren. Die Jünger haben einander weitererzählt, was sie mit Jesus erlebt haben, und einander gesagt: „Komm und sieh“! (Johannes 1,46) „Komm und sieh!“, was du in unserer Gemeinde erleben kannst. Es kommt nicht darauf an, dass du etwas tust oder dich irgendwie verhältst, sondern halte inne, raste, lass deine eigenen Gedanken los wie Jakob. Lass Gott mit dir reden: „Ich segne dich, und du sollst ein Segen sein.“ Cornelia
Trick
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