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Liebe Gemeinde, liebe Freunde,
Wie gut, dass die Adventszeit mit ihren Lichtern in den Dezember fällt, wo wir Licht so nötig brauchen, um unseren Weg klarer zu sehen und wieder Hoffnung wachsen zu lassen. Das Volk Israel war in dunkler Dezember-Stimmung. Die Besatzungsmacht Assyrien hatte im 8.Jahrhundert das Land fest im Griff. Armut, Schuldsklaverei, politische Verwerfung, ob man sich auflehnen sollte oder nicht, bestimmten das Leben. Alles wurde immer schlimmer, ein Ende dieser Zustände war nicht in Sicht. Mitten in diese Stimmungslage ertönten die Worte des Propheten Jesaja. Sie waren wie ein ferner Lichtschein, ein Hoffnungsschimmer. Ich würde Sie jetzt gerne auf die abendliche Weiltalstraße zwischen Schmitten und Niederreifenberg mitnehmen. Im Auto mit Fernlicht tasten wir uns in komplett dunkler Umgebung von Kurve zu Kurve, immer auf der Hut, ob irgendwo ein Reh oder Wildschwein auf die Straße springt. Nach einer besonders ausgeprägten Linkskurve erscheint plötzlich am Horizont die Beleuchtung der Oberreifenberger Burg – ein orangener Himmel in der Ferne. An dieser Stelle atmen wir alle tief durch. Wir haben es geschafft, die nächste Ortschaft ist nahe. Selbst wenn etwas passiert, wir können uns in Niederreifenberg schnell Hilfe holen. Jesaja – Hoffnung in dunklen Zeiten Israels, Jesaja – Hoffnung auch für uns heute. Jesaja 9,1-6
Mitten in die Finsternis des Volkes Israel damals scheint ein Licht. Ein Kind wird geboren. Jesaja erwartet einen Nachfahren König Davids. Der wird Weisheit für richtige politische Entscheidungen haben, die Bevölkerung gerecht behandeln, dass Arme nicht arm bleiben müssen und Reiche teilen. Der wird wieder Wohlstand wie zu Zeiten Davids bewirken und neue Verbundenheit mit Gott wecken. Die Aussagen Jesajas sind
wie ein Wackelbild. Wenn man den Winkel, in dem man das Bild festhält,
ändert, verändert sich auch das Bild. So konnten Jesajas Worte
dem Volk im 8.Jahrhundert Mut machen. Sie waren wichtig in späteren
Zeiten, als andere Großmächte Israel bedrohten, und sie wurden
für die Urgemeinde wichtig, die ja nur das Alte Testament zur Verfügung
hatte, um daraus etwas von Jesus und Gottes Weg mit ihm zu erfahren. Die
Ankündigung Jesajas, dass ein Kind geboren werde, deuteten die ersten
Christen auf Jesus, dessen Vater Josef König David in seiner Ahnenreihe
hatte.
Vier Ehrentitel nennt Jesaja für das Kind. Sie entfalten die Aufgabe des Kindes. Wir können sie mit den vier Kerzen des Advents verbinden. Jede steht für eine Sicht auf Jesus, den Hoffnungsträger, den Jesaja ankündigte. 1 Wunder-Rat
Mit Jesus vollbrachte Gott dieses Wunder. Er schickte nicht Helferlein, die unsere Unordnung aufräumten, sondern er kam mit seinem Sohn selbst, um Licht in all das Chaos zu bringen. Eine Jesus-Begegnung zeigt das exemplarisch. Ein junger Mann kam zu Jesus (Markus 10,17-27) und wollte wissen, was er tun sollte, um sein Leben in Einklang mit Gottes Willen zu bringen. Es entspann sich ein Gespräch, an dessen Ende Jesus ihm sagte: „Verkaufe alles, was du hast, und folge mir nach!“ Der Mann war reich, er konnte sich von seinen Besitztümern zumindest zu diesem Zeitpunkt nicht trennen. Traurig ging er weg. Jesus wollte ihm Orientierung schenken. Er legte seinen Finger auf die Schwachstelle des Mannes. Offenbar waren ihm seine Reichtümer wichtig. Doch sie störten seinen inneren Kompass. Der war nicht mehr auf Gott ausgerichtet, sondern drehte sich um den neuen Pol: meine Habe. Jesus ist Wunder-Rat. Er begegnet auch uns in dieser Adventszeit und legt seinen Finger auf unsere Schwachstellen: Wo ist unser Kompass, der auf Gott und seinen Willen ausgerichtet sein sollte, gestört? Wo hindern wir uns selbst daran, ein erfülltes und glückliches Leben zu führen? Vielleicht ist es nicht unser Besitz, wir heißen ja nicht Rockefeller. Vielleicht ist es unsere Angst vor Veränderung, unsere Sorge, dass wir die Kontrolle verlieren, unsere Furcht vor dem Schritt ins Unbekannte. Das alles und noch viel mehr verhindert, dass wir Jesus machen lassen, ihm Handlungsspielraum geben und von ihm Wunder erleben. Die erste Kerze des Advents ermutigt uns zum Loslassen. Jesus weiß, was wir brauchen und wo die Reise hingeht. 2 Gott-Held
Jesus will dieser Held für uns sein. Ein Bekannter erzählte mir letzte Woche, dass in seinem Jugendzimmer ein Poster von Martin Luther King hing mit seinem berühmten Text „I Have a Dream“, „Ich habe einen Traum“. Für ihn war Martin Luther King ein Held. Doch der hing als Poster an der Wand und war damals schon längst ermordet. Er diente als wichtiges Vorbild, aber konnte das Leben meines Bekannten nicht begleiten. Jesus will nicht Poster an der Wand unseres Lebens sein. Er will einen Platz an unserem Küchentisch haben, mitten in unseren täglichen Diskussionen, Gesprächen. Er will Anteil haben an unseren Macken, Schwächen und Eigenarten. Er will Streit schlichten und uns zur Besinnung bringen. Einmal war Jesus in einem Haus zu Gast. Die Bude war voll. Da brachten Freunde ihren gelähmten Kumpel auf einer Trage herbei. Sie wollten ihn mit Jesus bekanntmachen. Doch es gab kein Durchkommen zu Jesus. So wurden sie kreativ, deckten das Dach ab und ließen den Freund direkt vor Jesu Füßen herunter. Jesus sah das Vertrauen der Freunde und die Not des Mannes. Er brachte ihn wieder in Ordnung, stellte die gelähmte Leitung zu Gott wieder her und brachte ihn auf die Füße. Das konnte nur geschehen, weil die Freunde mit Jesus in Beziehung traten, ihm zutrauten, dass er reagieren würde. Haben wir schon einmal erlebt, dass Jesus an unserem Küchentisch saß und uns helfen wollte? Wie hat er mit uns kommuniziert, und wie konnten wir ihn hören? Während einer Zeit des Gebets? Durch andere, die in seinem Auftrag redeten? Durch Zeichen am Weg, die uns auf ihn aufmerksam machten? Und nehmen wir die Hilfe an? Oder nicken wir höflich und vergessen gleich, was er uns zu sagen hatte? 3 Ewig-Vater
Heimat will Jesus uns schenken. Er weist uns hin auf den Vater im Himmel, der uns begegnet uns mit ausgebreiteten Armen und auf uns wartet. Jesu Gleichnisse vom Verlorenen und Gefundenen machen das deutlich (Lukas 15). Das Leben fordert uns heraus. Wir sind nicht immer gewollt, unsere Leistungen werden nicht immer anerkannt, wir haben vielleicht Wichtiges nicht bekommen. Aber der Vater traut uns zu, mit seiner Kraft und in der Begleitung Jesu unser Leben zu meistern. Die Entbehrungen und Durststrecken unterwegs können unseren Charakter weiterentwickeln, aber sie können uns nicht zerstören. Bei Gott sind wir zuhause, zu ihm können wir auch mit Misserfolgen kommen. Das gilt über den Tod hinaus. 4 Friede-Fürst
Heilung von innen meint, dass die Beziehung zu Gott wieder funktionieren muss. Das macht fähig, mit dem nächsten Mitmenschen friedlich umzugehen, in der Gemeinde Frieden zu leben und in immer größeren Radien für Frieden einzutreten. Dieser Friede beginnt bei uns ganz persönlich in dieser Adventszeit, die wir heute beginnen. Was muss in meinem Herzen heilen? Wo brauche ich Jesus, um zu anderen eine Brücke zu bauen? Vielleicht ist es dran, ein Telefonat zu führen, eine SMS zu schreiben, einen eingeschlafenen Kontakt zu aktivieren, dass heilen kann, was in mir immer noch wehtut und Unruhe stiftet. Die vier Kerzen des Advent weisen auf unsere Grundbedürfnisse nach Orientierung, Hilfe, Heimat und Frieden. Wir brauchen das Licht, das uns im Dunkeln Hoffnung gibt. Wir brauchen Jesus, der uns den Weg weist und hilft, dass wir die nächsten Schritte gehen. Jesaja kannte das Kind, das er vorhersagte noch nicht. Wir kennen es und wissen, Jesus ist das Licht der Welt, wer zu ihm gehört, wird in den Dunkelheiten des Lebens nicht verlorengehen. Denn an seiner Seite ist der Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater und Friede-Fürst. Cornelia
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