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Liebe Gemeinde, liebe Schwestern
und Brüder,
Das Haus Luther war sicher nicht das erste, in dem solche Gespräche stattfanden. Vielleicht hatte er diese Form des Redens sogar von Jesus übernommen, denn viele Aussagen von Jesus sind während Tischgesprächen gefallen. Besonderes Augenmerk legen wir heute auf ein Gespräch Jesu mit seinen Jüngern nach seinem letzten Mahl mit ihnen, das der Evangelist Lukas überlieferte. Jesus hatte den Jüngern beim Abendmahl zugesagt, dass er sich für sie hingab, damit sie leben konnten, Brot des Lebens wollte er für sie sein. Der Kelch war für ihn ein Zeichen der Versöhnung. Gott vergab und schenkte einen Neuanfang, weil Jesus alle Schuld der Welt ans Kreuz getragen hatte. Die Gespräche bei Tisch drehten sich um diesen Neuanfang. Welche Themen würden wichtig sein, wenn Jesus nicht mehr da war? Jesus bereitete seine Freunde auf die Zeit danach vor. Lukas 22,24-30 1.Thema: Dienen Hier entsteht der Streit an der Frage, wer in der Jüngerschaft das Sagen hat. Wer wird einmal Chef der Truppe werden? Jesus nennt sich selbst als Vorbild. Er sitzt nicht am Tisch bei den anderen, sondern bedient. Er sieht nicht darauf, den Teller zuerst gefüllt zu bekommen, sondern füllt die Teller der anderen. So, sagt Jesus, soll der Umgang in der Gemeinde sein. Nicht unsere eigene Position ist entscheidend. Egal, ob wir Chorleiter, Sänger oder Zuhörende in der Gemeinde sind, unsere innere Einstellung ist entscheidend. Wir nehmen Aufgaben wahr, um einander damit zu dienen, um für Menschen da zu sein, die Gott uns vor die Füße legt. Wir arbeiten nicht, um unser Selbstwertgefühl aufzupeppen oder anderen zu sagen, wo es langgeht. Wir hören darauf, was Gott von uns will. Manchmal sind wir dran mit Tischdienst, manchmal sind wir die, die empfangen und sich bedienen lassen. In der Gruppe „Entspannung für Körper und Seele“ gibt es eine Übung, bei der wir uns im Kreis zu einer Seite drehen. Das heißt, ich sehe die Frau zu meiner Rechten, und die Frau links von mir sieht mich. So soll es in der Gemeinschaft von Christen sein. Ich diene dir und eine andere dient mir. Wir helfen einander nicht, damit wir geholfen bekommen, sondern in der Gewissheit, dass Gott für uns sorgen wird, wir deshalb loslassen können und die Hände frei für andere haben. Jesus sagt also auf die Frage, wer der Größte unter uns ist: der oder die, die sich dem Du zuwendet und keine Angst um sich selbst hat. Das ist ein geistlicher Prozess, den wir lebenslang lernen müssen. Keiner wird leer ausgehen, weder in dieser Welt noch in der kommenden. An Jesu Tisch werden wir satt werden und uns mit dem Blick auf das Du für größere Verantwortung im Himmel qualifizieren. Lukas 22,31-34 2.Thema: Versagen Diese Erfahrung machen wir auch. Der Boden wird uns unter den Füßen weggerissen, wir kommen ins Schleudern, fallen und tun uns weh. Wir wollten das Gute, aber konnten es aus eigener Kraft nicht verwirklichen. Und Gott, der wirkt wie von uns abgeschnitten. Jesus benennt diese Situation ganz realistisch. Er verspricht Petrus nicht, ihn davor zu bewahren. So bekommen auch wir keine Garantie für ein sorgenfreies Leben. Aber Jesus sagt Petrus zu, dass er für ihn beten wird. In Zeiten auf dem stürmischen Meer sind wir nur scheinbar haltlos, denn Jesus hat längst den Rettungsring geworfen, er betet und legt damit das Sicherheitsnetz um Petrus und uns. Petrus wird zugesagt, dass er einen Neuanfang machen wird. Seine zukünftige Aufgabe wird auch umrissen. Nicht der Chef wird er sein, sondern seine Glaubensgeschwister stärken. Nicht über sie herrschen wird er, sondern hinter ihnen stehen und ihnen ein Rückgrat sein, sie festhalten und ermutigen. Damit wird Petrus zu einer Identifikationsfigur für uns. Jesus wird uns beistehen in stürmischen Zeiten, für uns beten, bei Gott für uns einstehen. Wenn wir durch diese Zeit durchgekommen sind, sollen wir unsere Erfahrung anderen weitergeben, sie ermutigen, für sie beten und sie stützen. Wir müssen nicht selbst der Rettungsring sein, sondern Jesus bitten und vertrauen, dass er hält. Lukas 22,35-38 3.Thema: Vorbereiten Die Jünger blieben bei der Aufzählung offensichtlich beim Schwert hängen, wahrscheinlich, weil es der überraschendste Gegenstand war. Hatten sie doch von Jesus stets gehört, sie sollten gewaltfrei ihre Feinde lieben. Was also sollte das Schwert? Und will Jesus gar, dass wir mit dem Schwert missionieren? Nein, das will er nicht. Wenig später im Garten Getsemane schlägt einer der Jünger einem Soldaten das Ohr ab. Jesus heilt es und verbietet ein gewaltsames Einschreiten gegen die Römer. Seine Verkündigung schließt das Schwert aus, wir sollen anderen mit Liebe begegnen, nicht mit Gewalt. Im Epheserbrief wird das Schwert dann auf das Wort Gottes bezogen. Gott kämpft nicht mit scharfen Waffen aus Metall, sondern mit seiner Zusage der Vergebung, des Neuanfangs und der Liebe. Die Jünger haben die Redensart Jesu wörtlich genommen, sie verstanden nicht, dass Jesus hier einfach sagen wollte: Bereitet euch vor auf härtere Zeiten. So beendet er das Gespräch, das abzugleiten droht: Ihr versteht mich nicht. Wichtiges hatten die Jünger überhört, dass Jesus, der Knecht Gottes, der von Jesaja angekündigt wurde, sterben würde, um sie vor dem ewigen Tod zu bewahren. Welche Vorbereitung treffen wir für härtere Zeiten in unserem Leben? Wir sollten Jesus gut kennen, das heißt immer wieder nachlesen, was über ihn in der Bibel steht. Wir sollten die mit unserer Fürbitte unterstützen, die in Missionssituationen sind und Stärkung brauchen. Wir sollten uns immer wieder in die Wärme der Gegenwart Gottes, vermittelt durch Schwestern und Brüder in der Gemeinde, flüchten, damit wir den Rettungsring Jesu spüren können. Welches Thema würde Jesus bei uns am Tisch ansprechen? Vielleicht ist es ein Impuls für diese Karwoche, uns bewusst zu werden, was bei uns aus Jesu Sicht dran sein könnte. Cornelia
Trick
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